Im Marktflecken Gnotzheim am Fuße des Schlosses Spielberg fällt auch heute noch die malerisch auf einer Anhöhe am Ortsrand gelegene Barockkirche St. Michael mit ihrem Turm „schwäbischer Prägung“schon von weitem ins Auge. Man hat anfangs geglaubt, dass ihr Baumeister ein Italiener gewesen sei. Nachdem die Vorgängerkirche im Zuge eines Umbaus am 23.1.1699 eingestürzt war, wurde der völlige Neubau samt der Stuckierung „Meister Michel“ übertragen, dem „der Pau von Grundt auß zu mauern und sodan inwendig zu gipsen verlühen worden [war] vor 1.500 fl (Gulden)“. Der Grundstein wurde am 14.5.1699 gelegt. Gleich danach machte sich der Pfarrer auf zu einer Kollektenreise, die ihn bis nach Wien führte und 369 Gulden einbrachte. Als Palier überwachte Georg Karrer aus Unterelchingen den Kirchenbau, der 1702 vollendet wurde.(59)[Theodor Neuhofer: Beiträge zur Kunstgeschichte Bayerns, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt, 62. Jg. (1967/68), Eichstätt 1969, S. 59 – 60; Zitat S. 59]
Die Saalkirche hat einen eingezogenen Chor, der Turm weist einen quadratischen Unterteil auf, über dem sich ein zweigeschoßiges Oktogon erhebt, das mit einem Kuppeldach aus Blech abschließt. Seine Ähnlichkeit mit dem Turm von Burtenbach ist unverkennbar. Der Stuck im Innern wird aus einem Rahmenwerk aus Lorbeerstäben und weiteren Zierleisten gebildet.(60)[Karl Gröber u. Felix Mader (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken, Bd. VI: Bezirksamt Gunzenhausen (Die Kunstdenkmäler von Bayern). München 1937, S. 64 – 66] Den Kirchenbau hat die Pfarrei aus eigenen Mitteln und mit den Beiträgen der Dezimatoren finanziert. (61)[Franz Xaver Bucher (Bearb.): Das Bistum Eichstätt, Bd. 1. Eichstätt 1937, S. 381] Die Herrschaft Oettingen-Spielberg beteiligte sich mit 400 Gulden am Neubau. (62)[Wie Anm. 10, AR Spielberg 1699/1700, S. 70, AR Spielberg 1701/02, S. 74] Die Gesamtkosten betrugen 4540 Gulden und waren 1703 schon abbezahlt.(63) [Neudorfer, Beiträge, wie Anm. 59, S. 59] Eine Besonderheit der Kirche besteht darin, dass zu ihrem Bau auch Steine aus dem um 90 n. Chr. errichteten römischen Kastell Mediana von Gnotzheim verwendet wurden, darunter Inschriftensteine, so ein Weihestein für die Göttin Diana.(64) [https://www.geopark-ries.de/sehenswertes/roemerkastell_medianis_gnotzhe-21262 zuletzt abgerufen am 04.01.2025]
Bei der Vermittlung des Auftrags dürfte sicher Graf Franz Albrecht von OettingenSpielberg, der für die Innenausstattung auch den Hochaltar gestiftet hatte, eine Rolle gespielt haben, da er Wiedemann wohl persönlich gut kannte. Denn dieser erscheint zwischen 1698 und 1700 mehrmals, vor allem unter der Rubrik „Zehrungen“, in den Spielberger Amtsrechnungen. Ebenso hat sich ein Brief von Palier Georg Karrer an den Spielberger Hofrat erhalten, in dem er sich über die schlechte Arbeitsmoral der Dienstleute, die wahrscheinlich vom Grafen abgestellt worden waren, beschwert.(65) [Wie Anm. 10, AR Spielberg 1698/99, S. 10; AR Spielberg 1699/1700, S. 64 - 65; DomReg II.II.38 Nr. 4. – Für die freundlichen Hinweise in einem Brief vom 7.7.1997 sei Archivar Dr. Wilfried Sponsel herzlich gedankt.]
Text: Dr. Anton Aubele